Wenn von Menschen mit einer sogenannten "Doppeldiagnose" die Rede ist, geht es meist um Menschen, die mit kognitiven Einschränkungen und psychischen Erkrankungen ihr Leben gestalten. Das Leben der betroffenen Menschen ist unter Umständen großen Belastungen ausgesetzt, häufig wird ihre Situation nicht verstanden, ihr Verhalten wird falsch interpretiert, was die Belastung noch erhöht. Immer wieder wird zu spät festgestellt, dass ein Kind mit einer seelischen Behinderung aufgrund belastender biographischer Erlebnisse zusätzlich eine kognitive Beeinträchtigung entwickelt oder ein erwachsener Mensch mit einer kognitiven Beeinträchtigung aufgrund mangelnder Entwicklungsmöglichkeiten oder erlebter Traumata zusätzlich eine psychische Erkrankung entwickelt hat.
Auch für Fachkräfte stellt diese Situation eine besondere Herausforderung dar. Eine professionelle Begleitung erfordert besonderes Fachwissen, besondere Handlungskompetenzen und besondere Beziehungsfähigkeiten.
Das Konzept für die Fortbildungsreihe "Vom Risiko zur Resilienz" wurde innerhalb des Anthropoi Bundesverbandes von unseren Dozent*innen entwickelt und will Fachkräfte entsprechend sensibilisieren und qualifizieren.
Menschen mit körperlicher/hirnorganischer Beeinträchtigung sind meist von Geburt an traumatisierenden Faktoren ausgesetzt und haben weit häufiger als vermutet psychische Erkrankungen. Diese, unter dem Begriff – „Doppeldiagnosen“– bekannte, Situation stellt sowohl sie selbst als auch ihr persönliches und berufliches Umfeld vor große fachliche und persönliche Herausforderungen. Gut geschulten Fachkräften gelingt es im besten Falle, Ressourcen der Betroffenen zu erschließen und so ihre psychische Widerstandskraft und ihre Kompetenzen zu fördern.
Nicht weniger herausfordernd ist es, wenn Kinder aufgrund der sozialen oder familiären Umstände von seelischer Behinderung bedroht sind, denn oft beeinträchtigen solche Umstände nicht nur die seelische Entwicklung, sondern behindern auch die motorische, sprachliche und kognitive Entwicklung und erschweren Lernprozesse. Infolge treten komplexe Beeinträchtigungen auf, in denen es zentral darum geht, im Sinne der Resilienzforschung schützende Faktoren zu ermitteln und zu verstärken.
Zielgruppe sind pädagogische, pflegerische und therapeutische Fachkräfte,die mit Kindern, Jugendlichen und/oder Erwachsenen mit erschwerten Lebensläufen und Diagnosen arbeiten.
Kolleg*innen, die in diesem Arbeitsfeld arbeiten, müssen Wissen, Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten erwerben, damit diese Herausforderungen sie nicht überfordern, sondern sie adäquate Begleitungssituationen schaffen können: Für alle Beteiligten individuelle Handlungskompetenz und Selbstwirksamkeitserleben stärken, neue Handlungsmöglichkeiten schaffen und Retraumatisierung vermeiden
Zwischen den Modulen treffen sich die Teilnehmenden regional in Intervisionsgruppen. Dort sollen tragende Strukturen aufgebaut werden. Es sollen Grundlagen für psychohygienische Übungen erarbeitet und deren Wirkung reflektiert werden.
Innerhalb des Kurses wird vereinbart, in welcher Form eine schriftliche Leistung zu erbringen ist (z.B. eine Wahrnehmungsarbeit oder eine strukturelle Analyse der Bedingungen innerhalb einer Einrichtung). Eine Zertifizierung findet über den jeweiligen Bildungsträger statt. Die Fortbildungsreihe umfasst acht Module. Sie wird vor Ort von zwei erfahrenen Dozent*nnen kontinuierlich begleitet. Diese führen die Fallarbeit durch und sind Ansprechpartner*innen. Für spezielle Themen werden zusätzlich weitere Expert*innen eingeladen.
TeilnehmerInnenzahl je Kurs: 12-15.
In jedem Modul der Fortbildungsreihe findet Fallarbeit statt. Sie bezieht sich auf die Situation des Gegenübers und auf die eigene Situation in der Interaktion. Methodisch wird mit phänomenologischer Wahrnehmung sowie einer Analyse der Beziehungsdynamik gearbeitet. Ziel der Fallarbeit ist eine ganzheitliche Diagnostik und Hilfeplanung auf Grundlage des Modells der Dynamischen Urteilsbildung (Lex Bos). Bei dieser Methode werden auch die Auswirkungen von strukturellen Faktoren innerhalb von Einrichtungen auf die einzelnen Betroffenen berücksichtigt.
Die inhaltliche Arbeit ist damit von den Berufsfeldern der jeweils Teilnehmenden geprägt.
Die Fortbildung besteht aus 8 Modulen zu je 3-4 Tagen und hat insgesamt 250 Unterrrichtseinheiten.
Modul 1: Grundlagen I
Erklärungsmodelle/Menschenbild, Entwicklung, Risiko-/Schutzfaktoren
Beeinträchtigung, Barriere und individuelle Entwicklung
Einführung Fallarbeit (Wahrnehmung, Dynamische Urteilsbildung)
Modul 2: Grundlagen II
Bindung, Bindungsstörungen
Beziehungsdynamik und Psychohygiene
Einführung der Methode der regionalen Intervisionsgruppen
Modul 3
Grundformen der Angst
Angst und Angststörungen
Zwangsstörungen
Modul 4
Trauma und PTBS
Modul 5
Affektive Störungen
Schizophrenie und Psychosen
Umgang mit Medikamenten
Modul 6
De-Eskalation bei Aggression und Gewalt
Modul 7
Teamkultur und Konfliktlösung
Modul 8
Therapeutische Haltung und Sozialer Organismus
Aufbau tragender Strukturen
Modul 1:
08.10. – 11.10.2025
Modul 2:
10.12. – 13.12.2025
Modul 3:
25.02. – 28.02.2026
Modul 4:
29.04. – 02.05.2026
Modul 5:
01.07. – 04.07.2026
Modul 6:
Herbst 2026 - Termin folgt!
Modul 7:
Winter 2026 - Termin folgt!
Modul 8:
Frühjahr 2027 - Termin folgt!
Jeweils Mittwoch 14:00 Uhr
bis Samstag 12:30 Uhr
2.900,- Euro inkl. Kursverpflegung
Anmeldung schriftlich, per Fax oder Mail.
ACHTUNG: Der bisherige Preis aus älteren Flyern ist nicht mehr gültig!
Akademie AnthropoSozial
Rudolf-Steiner-Seminar
Michael-Hörauf-Weg 6
73087 Bad Boll
Tel: 07164 – 94 020
Fax: 07164 – 94 02 20
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Mitglied im Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen e.V.
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